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25.03.2021

Zahl der an illegalen Drogen verstorbenen Menschen während der Coronapandemie um 13 Prozent gestiegen

Drogenbeauftragte Ludwig: „Suchthilfe und Gesundheitsversorgung von schwerstabhängigen Menschen muss auch in der Krise weitergehen!“

Die Coronapandemie hinterlässt in unzähligen Bereichen unserer Gesellschaft Spuren. Auch die Hilfe für schwerstabhängige Menschen ist durch die Pandemie in eine Ausnahmesituation geraten.

Die Zahl der an illegalen Drogen verstorbenen Menschen ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. 2020 wurden in Deutschland 1.581 drogenbedingte Todesfälle registriert. Dies entspricht einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1.398).

Die meisten Verstorbenen wurden, wie bereits in den Vorjahren, in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen (401 Tote), Bayern (248 Tote) und Berlin (216 Tote) festgestellt.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig: „Die Lage ist für suchtkranke Menschen durch die Pandemie mehr denn je dramatisch. Viele von ihnen sind durch Corona in eine verstärkte Lebenskrise geraten. Gewohnte Strukturen, persönliche Hilfsangebote und Ansprechpartner sind quasi von einem Tag auf den anderen weggebrochen. Dies kann ein Grund dafür sein, dass sich mehr Drogenkonsumenten als in den Jahren zuvor das Leben genommen haben. Hinter jedem Todesfall steht ein tragisches Schicksal und es sind Zahlen, die traurig machen.“

Wie bereits in den Vorjahren war vor allem der Konsum von Opioiden/Opiaten allein oder in Verbindung mit anderen Stoffen todesursächlich (572 Tote, 37,1 % von den nach Todesursachen erfassten Rauschgifttodesfällen), obwohl die Zahl der Todesfälle durch Opioide/Opiate im Vergleich zum Vorjahr um 12 % gesunken ist.

Die zweihäufigste Todesursache (27,3 %, bzw. 432 Personen) geht auf Langzeitschädigungen auf Grund von Drogenkonsums zurück.

Die Drogenbeauftragte fordert dazu auf, die Suchthilfe gerade jetzt in der Krise aufrechtzuerhalten: „Vor Ort kommt es weiter auf jede Hilfe an. Dazu gehört auch, dass Länder und Kommunen trotz klammer Kassen die Finanzierung sicherstellen müssen. Langfristig zahlt sich das in jedem Fall aus - gesundheitlich wie finanziell. Bitte schauen Sie nicht weg, sondern kümmern sich weiter um suchtkranke Männer, Frauen und vor allem deren Kinder! Sie alle brauchen JETZT Unterstützung – mehr denn je!“

Die Vergiftungen im Zusammenhang mit anderen Stoffen als Opioide/ Opiate machten 18,5 % der nach Todesursachen erfassten Todesfälle aus und steigen um 6,3 %. Auch die Todesfälle in Verbindung mit Kokain/Crack sind von 36 auf 48 gestiegen (+ 33,3 %).

„Wir sehen, dass gerade das Mischen von Substanzen häufig tödlich ist“, so die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig. „Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft über neue Methoden der „Harm Reduction“ nicht nur nachdenken, sondern sie in Modellprojekten für die Praxis testen sollten. Beim Anti-Opiat-Nasenspray Naloxon legen wir damit bald bundesweit los. Ich bin weiterhin der Ansicht, dass die Erprobung der analysegestützten Beratung eine Option wäre. Außerdem brauchen wir eine noch flächendeckendere Substitutionsversorgung und mehr Unterstützung in Übergangssituationen, etwa, wenn Substitutionspatienten aus der Haft in die Freiheit kommen. All das kann Leben retten.

Wenn wir in Zukunft diese Zahlen reduzieren möchten – und das müssen wir – können wir uns nicht vor weiteren Wegen der Schadensminimierung verschließen.“