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Berlin | 30.11.2023

Der Fußball und die Sportwetten – Partnerschaft oder unheilige Allianz?

Blienert: „Brauchen grundlegende Debatte über das Wesen, die Folgen und den Umgang mit Glücksspiel“

Rollt der Fußball noch ohne die Sportwetten? Oder eben nicht? Und was bedeutet das für Vereine, Fans und Politik? Das fragte und diskutierte der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen Burkhard Blienert am Mittwoch mit Bremens Innensenator Ulrich Mäurer, der Deutschen Fußball-Liga und Vertreter*innen von Vereinen.  

Weltweit steigen die Umsätze der Wettanbieter. Allein in Deutschland haben Spielende bei Sportwetten im vergangenen Jahr mehr als 1,4 Milliarden Euro verloren; das ist fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Auch für den Profifußball werden Wettanbieter immer wichtiger: In der ersten Bundesliga haben 16 von 18 Vereine einen Hauptsponsor aus dem Wettbereich. Aber inzwischen wird die Kritik in allen großen Ligen über die Abhängigkeit des Profifußballs von Sportwettenanbietern sowie die Auswirkungen auf Fans und Spielbetrieb lauter.

Fotos: Laurin Schmid/Bundesfoto

„Gut so!“, meint der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen Burkhard Blienert: „Wir brauchen dringend eine kritische Debatte über die Rolle der Sportwetten im Fußball – auch in Deutschland. Denn, was kaum einer sieht: Am Ende sind es die Fans, die für dieses Milliardengeschäft die Zeche zahlen – erst mit ihren Spieleinsätzen, später – leider – auch mit ihrer Gesundheit. Ich will, dass die Vereine Verantwortung übernehmen, nicht nur für ihre Finanzen und den sportlichen Erfolg, sondern insbesondere für das Wohl und die Gesundheit ihrer Fans. Sie müssen zudem sehr gut aufpassen, dass sie wirtschaftlichen Abhängigkeiten vom Wettgeschäft vorbeugen. Die Veranstaltung hat gezeigt, welche Stellschrauben es für Vereine gibt. 

Außerdem sehe ich die Länder am Zug. Sie müssen dringend an den Glücksspielstaatsvertrag ran. Denn die Sportwettenwerbung ist aus dem Ruder gelaufen: vor dem Champions League-Spiel im Fernsehen, während des Spiels auf der Stadionbande und selbst, wenn ich im Internet den Zwischenstand nachschaue, überall Sportwettenwerbung. Dass in allen Medien und rund um die Uhr Werbung für Sportwetten laufen darf, heißt eben auch, dass diese ungeschützt auch Kinder und Jugendliche sehen – genau die dürfen aber aus guten Gründen gar nicht an Glücksspielen teilnehmen. Selbst Menschen, die eigentlich mit dem Glücksspiel aufhören wollen, werden so ständig von Neuem zum Spielen animiert. Für mich gehört diese Werbung deshalb mindestens raus aus den Hauptsendezeiten der Medien.“ 
  
Die Zahlen belegen die Forderungen einmal mehr: 1,3 Millionen Menschen zwischen 18 und 70 Jahren haben eine Glücksspielstörung. Jeder dritte davon nimmt an Live-Sportwetten teil. Legal verlieren die Spielenden jedes Jahr rund 13,4 Milliarden Euro, zusammen mit illegalen Spielen kann man vermutlich von doppelt so viel ausgehen. 

An dem dritten Debatte-(ge)Sucht-Abend haben sich mehr als hundert Gäste aus Wissenschaft, Suchthilfe, Praxis, Industrie und Politik beteiligt.  

Mehr zum Thema Glücksspiel lesen Sie auch in der Pressemitteilung zum Glücksspielatlas: https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/presse/detail/gluecksspielatlas-deutschland-2023-veroeffentlicht/